Ein Problem hat Nostradamus

mit Prostata und Darmus


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Volker Pöhls
Krause Gedanken

Wo wären wir ohne die Gesellschaft für deutsche Sprache? Ziel- und orientierungslos würden wir in der Weltgeschichte herumirren und keine Ahnung haben, was wirklich Trumpf ist. Trumpf waren nämlich 1999 Maria, Anna, Laura, Sara, Julia, Lea und Katharina bei den Mädchennamen für Neugeborene. Leider hat die GfdS es versäumt, uns eine griffige Formel zum Herausfinden von beliebten deutschen Mädchennamen mitzuliefern. Dies soll an dieser Stelle nachgeholt werden. Sie ahnen, wie es geht, sind ganz kurz vor der Lösung, kommen aber dann doch nicht drauf? Na gut, wir wollen Sie nicht lange zappeln lassen und geben Ihnen im Folgenden einen todsicheren Tipp, indem wir entscheidende Elemente des Namens dezent herausheben: mariA, annA, laurA, sarA, juliA, leA und katharinA. Na, haben Sie es jetzt raus? Wie, es ist Ihnen immer noch zu schwer? Okay, wir wollen Ihnen die ultimative Weltformel für einen bei den Deitschen hundertprozentig populären Mädchennamen verraten: ER MUSS MIT EINEM A AUFHÖREN!

Kein Wunder, daß auch chiarA (gesprochen kjarA), ginA und emmA schwer im Kommen sind, wie uns die Gesellschaft für teutonische Sprache dankenswerterweise mitteilt. Da Sie ja jetzt die Weltformel gelesen und verstanden haben, wird es für Sie ein Leichtes sein, den folgenden kleinen Test fehlerfrei zu bestehen. Welche der folgenden Mädchennamen würden bei den 80 Millionen Deutschen unweigerlich auf Beifall stoßen?

a) ätnA

b) Vesuv

c) brahmaputrA

d) Mississippi

e) diaphragmA

(Kleiner Tipp: Um Ihnen die Lösung zu erleichtern, haben wir entscheidende Elemente des Mädchennamens dezent hervorgehoben.)

Aber die DfdS hatte noch einen Schocker für uns in petto. Mit Rücksicht auf unsere feinen Nerven hatten sie diesen Hammer ganz am Ende ihrer Meldung versteckt. Dort war zu lesen, daß nicht jeder Wunschname vom Standesamt genehmigt wird. Abgelehnt werden nicht nur so beliebte Mädchennamen wie agfA oder pillulA, nein auch smash hits wie Atomfried, Grammophon, Ogino oder Störenfried. Und dabei haben wir doch immer gedacht, daß wir in einer freien Gesellschaft leben, in der das Volk der Souverän ist! Aber keine Angst - yours truly hat auch dafür eine Lösung! Wir wollen uns dieser Lösung behutsam in kleinen, gut verdaulichen Schritten nähern, um niemanden zu überfordern. Nehmen wir mal an, ein rechtschaffener deutscher Tennisstar leidet unter einer chronischen Steuerallergie. Diese Allergie kann er in seinem Heimatland leider nicht wirkungsvoll bekämpfen. Was macht er also? Er verlegt seinen Wohnsitz in die Steueroase Monaco. Schritt 2. Was macht man, wenn man erst 16 ist, aber unbedingt heiraten will? Man fliegt nach Gretna Green und schließt dort den Bund fürs Leben. Wir haben es hier also auch mit einer Oase zu tun, in der man machen kann, was man anderswo nicht darf. Stellen Sie sich jetzt bitte folgendes Szenario einer Oase für Vornamensverfolgte vor: Zur Niederkunft fliegt man, sagen wir mal, nach Helgoland und darf sein Kind - gegen Entrichtung eines bescheidenen Solidaritätsbeitrages - nennen, wie man will: Grammophon, Störenfried, Lenin, Sputnik oder sonstwie.

Ich hatte einen Professor mit weißen Haaren. Am Freitagmorgen hielt er Vorlesung. Die Vorlesung dauerte anderthalb Stunden. Man muß schon viel reden, wenn man diese 90 Minuten mit Worten füllen will. In der letzten Hälfte der Vorlesung passierte immer etwas, das ich jedesmal mit einer Mischung aus Ekel und Faszination erwartete. Bei dem Professor, der unablässig monologisierte, bildeten sich nämlich im Mundwinkel weiße Tröpfchen, nein, eher weiße Klümpchen. Es sah aus, als hätte er Hüttenkäse gegessen und sich etwas davon in den Mundwinkeln aufgespart. Mein Prof schien es nicht zu merken. Bei mir war es gerade umgekehrt. Wenn ich den Hüttenkäse festgestellt hatte, war es um mich geschehen. Ich konnte mich nicht mehr auf die Vorlesung konzentrieren, egal ob es um Edgar Allan Poe oder Scott Fitzgerald ging - fasziniert starrte ich auf das weiße Etwas in seinen Mundecken, spekulierte, ob er es nicht vielleicht doch im nächsten Moment mit der Zunge erreichen und wegwischen würde, aber nein, das weiße Zeug blieb hartnäckig bis zum Ende der Veranstaltung. Manchmal bildete es sich nur einseitig auf der linken Seite, meistens jedoch symmetrisch, so daß meine Augen gebannt vom linken zum rechten Mundwinkel wanderten und wieder zurück. Ich weiß nicht, ob ich mir damals schon darüber Gedanken gemacht habe, wie dieser weiße Stoff zustande kam. Eine Theorie lautet, daß sich die Haftcreme für sein Gebiß durch das ständige Reden und das permanente Arbeiten des Gebisses in weiße Kügelchen verwandelte. Meine Lieblingstheorie besagte jedoch, daß bei dem Prof die Gene durcheinandergeraten waren. Das Gen, das für die Produktion von Smegma zwischen Eichel und Vorhaut zuständig war, hatte durch Spontanmutation seinen Platz mit dem Spucke-Gen getauscht. Dadurch kam es in seinem Mund zur Produktion von Smegma. Ich stellte mir vor, daß unter seiner Vorhaut zur gleichen Zeit Speichel produziert wurde. Wenn er an ein besonders leckeres Essen dachte, lief ihm die Spucke in der Hose zusammen. Mit solchen Gedanken ging die Vorlesung immer wie im Flug zu Ende.

In der Eisdiele zieht es mich immer zum Schokobecher. Da können Amarenabecher, Nußbecher oder Früchtebecher noch so verlockend sein, Schoko ist mein Favorit. Das Eis ist dabei gar nicht so wichtig, entscheidend ist die Schokoladensauce. In je mehr Schokoladensauce das Eis badet, desto leckerer schmeckt es, aber desto größer ist auch die Gefahr, daß man sich mit klebriger, tiefbrauner Sauce das weiße Hemd bekleckert. Kein Problem, höre ich da jemanden aus der letzten Reihe rufen, dann wischt man den Klecks eben mit einer Serviette weg. Okay, jetzt haben Eisdielen, jedenfalls Eisdielen italienischer Provenienz (sagen Sie das mal mit 1,2 Promille), eine ganz besondere Art von Servietten. Diese Servietten sind immer fröhlich mit dem Namen der Eisdiele und Adressen von Filialen bunt bedruckt und haben die besondere Eigenschaft, daß sie absolut nicht saugfähig sind, mit anderen Worten: daß sie ihren Zweck nicht erfüllen. Die Behälter mit den Servietten sind immer auf das Prallste gefüllt, weil jeder Eisdielen-Routinier inzwischen die Erfahrung gemacht hat, daß die Servietten absolut nichts taugen. Sie erinnern mich an das Toilettenpapier, das mir vor langer Zeit in Frankreich am Arsch vorbeiging. Es hatte diese pergamentene Glätte, die ein Aufsaugen hundertprozentig verhinderte. Ich möchte für diese Art von Klopapier den Begriff „Teflonklopapier" prägen, auch auf die Gefahr hin, daß „Teflonklopapier" dann möglicherweise zum Unwort des Jahres 2000 gekürt wird. Damit der Ausdruck „Teflonklopapier" es nicht allzu leicht hat, zum Unwort des Jahres gewählt zu werden, möchte ich ihm als harten Konkurrenten noch das Wörtchen „Teflonserviette" an die Seite stellen. Teflonservietten sind die, an denen garantiert nichts haften bleibt, so wie bei den Servietten in den italienischen Eisdielen. Von den Teflon-Bratpfannen sagt man ja, sie seien von den Raumfahrtologen erfunden worden. Ich weiß allerdings nicht, ob die Eisdielenservietten auch von der NASA erfunden worden sind.


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