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26. Januar 2002 Homepage Weitere Kolumnen Comedy


Spießer-Spezial
Was ist spießiger? Auf der Heckscheibenabdeckung im Auto a) eine Klorolle oder b) eine Baseballkappe liegen haben? >>
Die peinlichste Person des Tages
Wer ist am peinlichsten? Der Mundschutzradler? Der Optimax-Gläubige? Oder etwa der Zebrastreifenleser? >>
Hanebüchen
Warum Hanebüchen die Stadt meiner Träume ist >>


K R A U S E    G E D A N K E N    Nr. 18

Warum die Nachfrage nach Damenstrümpfen seit langem musikalisch ist

Von Volker Pöhls

Heute sollen Sie dabeisein bei der geistigen Geburt einer bahnbrechenden Erfindung. Erfunden habe ich eine Theorie, die noch vielen Generationen wegen ihrer kühnen Schlichtheit und Wahrheit den Atem rauben wird: Die Lehre von den Globuli als mood lifter. Diesen unverständlichen und hochtrabenden Namen habe ich gewählt, um allen, die zu dumm sind, um solche plumpen Marketingtricks zu durchschauen, vorzugaukeln es handele sich um eine ganz große Nummer - und um eine ganz große Nummer handelt es sich ohne jeden Zweifel!

Bevor ich Sie in die hohe Kunst des mood liftings einweihe, möchte ich Ihnen helfen, sich ein wenig warmzudenken, so wie eine Klavierspielerin sich vor ihrem großen Auftritt warmspielen muss. Unsere erste Übung zum Warmdenken lautet: Überlegen Sie, was spießiger ist - auf der Heckscheibenabdeckung im Auto a) eine Klorolle oder b) eine Baseballkappe liegen haben. Lassen Sie sich zur Beantwortung dieser Frage ruhig ein wenig Zeit, denn je intensiver Sie darüber nachdenken, desto wärmer wird ja Ihr Denkapparat - und das ist ja der Sinn der Sache.

Damit Ihre Synapsen noch etwas geschmeidiger werden, veranstalten wir quasi als Aperitif noch ein kleines Quiz. Sie sollen durch geschicktes Kombinieren herausfinden, welche der folgenden Menschen die peinlichste Person des Tages (PPT) wird: Kandidat 1 klebt ein D-Schild auf die Heckseite ihres Autos und lässt auch den kleinen Anfasser noch dran.Kandidat 2 für den indianischen Ehrentitel "peinlichste Person des Tages" ist ein Radfahrer, der mit einem Mundschutz wie Michael Jackson in Hamburg durch die Rushhour strampelt. Er glaubt daran, dass sein Tuch reinen Sauerstoff hindurchlässt, nicht jedoch das böse Kohlenmonoxyd oder -dioxyd. Kandidat 3 liebt sein Automobil und gibt ihm Shell Optimax zu fressen, weil das so gesund fürs Auto ist und so schön teuer. Kandidat 4 geht in Hamburg Lurup über den Zebrastreifen und liest dabei ein Buch - jedenfalls tut er so. Jetzt haben Sie den Wal der Qual! Sind Sie warm geworden? Und so richtig heiß auf die Premiere der globalen Globuli-Lehre der Depressionsvernichtung?

In der klassischen Homöopathie werden giftige Substanzen wie Tollkirsche, Stechapfel oder Arsen 30 mal hintereinander im Verhältnis 1:100 (centesimal) verdünnt. Nach jedem Verdünnungsvorgang wird das Glasfläschchen mehrmals kräftig auf eine feste Unterlage geklopft. Durch dieses Verschütteln wird die Arznei dynamisiert. Man erhält auf diese Weise die Potenz C 30, was schon fast omnipotent ist. Globuli, zu deutsch "Kügelchen", erhält man, indem man mit dieser vor Potenz nur so strotzenden Flüssigkeit Milchzuckerkügelchen tränkt.
An dieser Stelle setzt die Pöhlsche homöopathologische Globulisierungstheorie an: Man nehme einen anständigen Witz, verdünne ihn bis zur Unkenntlichkeit, sauge ihm gewissermaßen den letzten Tropfen Saft aus und klopfe ihn wie Hahnemann mehrmals kräftig auf eine feste Unterlage. Schließlich hat man einen platt geklopften, gut abgehangenen Witz der Viagra-Potenz C 30 halbtot vor sich liegen, der sich vorzüglich zur Bekämpfung von Frühjahrsmüdigkeit, allgemeiner Lustlosigkeit, Arbeitsscheu, Wochenanfangsdepression, Brechreiz beim Sichten alternder Fernsehstars etc.pp. einsetzen lässt. Diese bis zur Bewusstlosigkeit abgemagerten Jokes lassen sich wahlweise zwischen beiden Handflächen oder aber Daumen und Mittelfinger zu kleinen Witzpopeln rollen (den "Globuli"), die man dann immer zur Hand hat, wenn man sie mal dringend braucht: bei tödlich langweiligen Besprechungen, Liebeskummer, beim Empfang von Rechnungen etc.

Ich möchte Ihnen exemplarisch einmal 12 Humorglobuli mit auf Ihren steinigen Weg geben.


Globulus Nr. 1
Es handelt sich um das Auto-Kennzeichen eines gelben Renault Kangoo: WI - RR 270. Jetzt höre ich Sie sagen: "Das ist aber nicht gerade ein Brüller!" Gut - wie ich sehe, haben Sie die Lehre des homöopathischen Stimmungshebens noch nicht einmal ansatzweise verstanden. Das macht nichts. Ich erkläre sie gerne noch einmal: Ein Smile-Globulus ist kein Witz, bei dem man sich auf die Schenkel haut, dass das Blut nur so in die Ecken spritzt. Es ist der Schatten eines Witzes, der kaum noch als solcher zu erkennen ist, ein Witzchen mit einer millionenfach verdünnten Pointe. Und gerade diese Verdünnung - sagt die Theorie, die natürlich hanebüchener Unsinn ist [Hanebüchen, Stadt meiner Träume, in der die Soldaten nach dem Genuss von Kichererbsen Lachsalven abgeben] - erzeugt später diese bombastische moodliftende Wirkung, Sie werden schon noch sehen!
Globulus Nr. 2
Es gibt einen fusselhaarigen Sänger mit dem Künstlernamen Shaggy. Shaggy singt: Sie hat die Knutschflecken auf meiner Schulter gesehen. Auf Englisch: She saw the marks on my shoulder. Daraus wird ein Globulus, wenn man die "marks" in "Marx" verwandelt: She saw the Marx on my shoulder. Stellen Sie sich einen winzigkleinen, bärtigen Karl Marx vor, wie er bei Shaggy auf der Schulter hockt. Wirken die Globuli schon? Nein? Müssen sie auch nicht - gut Ding will Weile haben. Lassen Sie die Globuli in Ruhe einwirken, Rom ist auch nicht an einem Tag zugrunde gegangen und Moodliften braucht halt seine Zeit.
Globulus Nr. 3
Ich warne Sie: wer gegen Kalauer allergisch ist, springe bitte gleich beherzt zu Globulus Nr. 4! Hier ist er (selbstgemacht, bessere selbstgemachte bitte sofort schicken an volker.poehls@reemtsma.de):

Warum ist die Nachfrage nach Damenstrümpfen schon lange musikalisch?
Antwort: Seit Jahren singt die Nachfrage nach Damenstrümpfen!

Okay, den muss man erst einmal etwas ziehen lassen wie einen guten Tee, dann entfaltet er so richtig sein humoristisches Bouquet.

Globulus Nr. 4
Deutsche,
kauft nicht bei Luden!
Globulus Nr. 5
Morgengold hat Stund im Mund
Globulus Nr. 6
Musste Mobutu Sese Seko am Popocatepetl sterben , weil er mit Barbapapa eine Überdosis Risibisi aß?

Globulus Nr. 7
Ein beliebiger Zweizeiler. Als Mood-Lifter eignen sich besonders latent aggressive Inhalte. Dichten Sie sich Ihren Frust von der Seele. Ein paar Beispiele:

Careys Mariah
geht mir tierisch auf die Eier


Donald Dack
geht mir tierisch aufn Sack

Auch Gaby Henkel
geht mir aufn Senkel

Ich bitte Sie! Kein Mensch behauptet, dass ein unschuldiger Zweizeiler den Schleier einer schweren endogenen Depression liften kann. Globulistische Depressionsbekämpfung setzt auf die langfristig erodierende Wirkung von Eigenurin, Quatsch - von kleinsten humoristischen Partikelchen.
Globulus Nr. 8
Die nächsten beiden Humorglobuli sind anal bzw. oral orientiert und daher sicher nicht nach Jedermanns Geschmack. Das macht nix, suchen Sie sich in diesem Fall ihre eigenen Globuli und rücken Sie vor zu Globulus Nr. 10!

Ein Kleintransporter fährt für die Firma Elektrop&p. Die Mail-Adresse lautet: elektropup@t-online.de. Man hört die Elektriker doch förmlich vor sich hin pupsen, während sie die kaputten Glühbirnen herausschrauben.
Globulus Nr. 9
Zwar nicht anal, dafür aber oral ist dieses Kügelchen:

Am 13.11.2001 beobachte ich in Hamburg Sasel einen Mann, der sich mit einem Taschentuch ausgiebig die Nase putzt. Gleich danach putzt er mit dem selben Tuch andächtig seine Brille. Hut ab! Nominierung für den Saubermann-Oscar!

Globulus Nr. 10
Es hauchte mal ein tauber Haucher:
"Haubentaucher, Haubentaucher!"
Globulus Nr. 11
Als Zugabe noch ein Elfer:

Ein Schild an der freien Tankstelle in der Steilshooper Allee:
"Benzin defekt"

Ein so herrlich verdünnter Witz, der mühelos in Milch schwimmen kann und daher noch nach Jahren die Kräfte des Ying und Yangtse-Kiang entfesseln kann.
Globulus Nr. 12
Statt "Kurznachrichten" denke immer "Kotznachrichten"!
Statt "Maximale Durchfahrhöhe 2 Meter" denke immer "Maximale Durchfallhöhe 2 Meter"!

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26 January 2002: Last modified 29 January 2002 by Volker Pöhls